Eine Pfälzerin singt “zwischen den Zeilen” - Bärbel Kunz und ihre erste Solo-Produktion

Eigentlich steht sie ja immer nur in der zweiten Reihe, wenn Jonathan Böttcher mit seinen Solo-Projekten unterwegs ist. Aber genau das ist ihre Stärke: bei den Kinder-Mitmach-Konzerten und seit einigen Jahren auch bei den Abend-Programmen für Erwachsene, ist Bärbel Kunz (gesprochen: “K-u-u-n-z”) musikalische Begleiterin des Gitarristen und Liedermachers. Mit ihrer sympathischen Stimme und Ausstrahlung ist sie für Jonathan auf der Bühne schon fast unabdingbarer Bestandteil des Programms. “Ich merke es, daß die Konzerte, die ich ohne sie gebe, einfach nicht dieselbe Atmosphäre haben.” Und jetzt, nach 6 Jahren Zusammenarbeit und über 500 gemeinsamen Konzerten,  schickt er seine Begleiterin in die erste Reihe, gibt ihr Freiraum auch mal als Frontfrau ihren Mann zu stehen. “Immer wieder gab es Lieder, die wir gerne auf Vorschlag von Bärbel ins Programm genommen haben, und die sie solistisch mit mir als Begleitung vorträgt”, so der Gitarrist Jonathan Böttcher zu seiner neuen Position als Begleitmusiker seiner Begleitsängerin. “Es ist dann sehr interessant für mich, einen Schritt zurückzutreten und zu beobachten, wie Bärbel auf das Publikum wirkt. Vor allem von weiblichen Konzertbesuchern kommt da sehr viel Sympathie für sie herüber. Da steht keine Diva, kein Star neben mir, das ist “eine von uns”, bekommen wir dann oft als Reaktion zu hören.”
Bärbel Kunz, die in ihrem Hauptjob als Erzieherin in einem Kindergarten tätig ist, kommt auch nicht aus der Liedermacher- oder Gospel-Szene. Ihre musikalische Heimat ist geprägt vom Singkreis ihres Heimatortes Thaleischweiler, wo sie nach wie vor aktiv ist. Wer sich unter Singkreis jetzt im Geiste eine Ansammlung verknöcherter “Kanzelschwalben” vorstellt, den straft schon ein erster Blick ins Booklet der CD gehörig Lügen: Unter der Leitung von Pfarrer Andreas Brosch, der schon in den frühen Achtziger Jahren regelmäßig mit musikalischen Projekten auf Kirchentagen im Einsatz war, findet sich hier ein für Gemeindechöre untypisches Repertoire von Hebräischen Liedern, von denen zwei auch den Weg auf das erste Solo-Album der Pfälzerin gefunden haben.
Durch ihren pädagogischen Hintergrund prädestiniert als ideale Ergänzung zu Jonathans musikalischen Kinderprojekten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ihre Wege kreuzten und sie nun schon so lange Zeit erfolgreich zusammen auf der Bühne arbeiten. Die lebensfrohe, singende Erzieherin bringt neben den Vorlieben für Pizza Margerita, StarTrek, TaiChi und Rufus Beck, die sie mit Jonathan Böttcher gemein hat, auch neue musikalische Impulse mit ein. Begeistert von Musicals und Liedern anderer christlicher Interpreten, entstand über die Jahre eine Auswahl von Liedern, die sie gemeinsam erarbeiteten und so ein Stück zu “ihren” machten. Ohne Zeitdruck konnte sich auch Jonathan daran machen, die meist keyboard-geprägten Originale in ein neues musikalisches Format zu packen, das den zwei auf der Bühne sehr gut miteinander harmonisierenden Stimmen entspricht. “Das ganze Album ist eigentlich eine Wertschätzung gegenüber den Künstlern, deren Lieder wir singen und wir haben durch die lange Zeit, in der ich Bärbel in ihrer künstlerischen Entwicklung begleite, keine Diskrepanz mehr zwischen dem, was wir auf der CD machen und dem, wie wir es live darbieten”, sagt Jonathan Böttcher zu seiner Rolle als begleitender Produzent.
Eine Handvoll Konzerte hat Bärbel Kunz nun bereits unter ihrem eigenen Namen gegeben, natürlich mit der Begleitung von Jonathan Böttcher. “Eine Situation, an die ich mich erst noch ein bißchen gewöhnen muß...”, aber die positive Resonanz gibt ihr Recht, daß es sich gelohnt hat, das Wagnis einzugehen und die Schwerpunkte der gemeinsamen Konzerte auch mal ein bißchen zu verschieben. “...eigentlich sind wir ja ein Duo und manchmal sind wir sogar zu dritt auf der Bühne...”, dann nämlich, wenn Jonathans Hund Momo mitkommt.

Volker Gruch

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